Wismarer Personen- und Packwagen

von Roland Hertwig

Wismarer Post- und Packwagen und Wismarer Personenwagen

Die Geschichte der Wismarer Personenwagen der Bentheimer Eisenbahn

Der heutige Graf MEC-Personenwagen 202 wurde 1928 von der Waggonfabrik Wismar gebaut. Seine Konstruktion war seinerzeit richtungsweisend, weshalb im Jahre 1930 ein Artikel über den Wagen (und die verwandten Wagen 201, 203, 204, 101 und 102) in der Zeitschrift „Verkehrstechnik“ erschien. Autor des Artikels war Oberinspektor W. Wilmsmeyer aus Bentheim. Aus diesem Artikel soll im Folgenden zitiert werden, um zu zeigen, wie sich der Wagen im Laufe der Zeit verändert hat.

Ausstattung und Reisegeschwindigkeit sind wirksame Werbemittel

Innenansicht der zweiten Klasse der Wismarer PersonenwagenNeuzeitliche Ausstattung der Wagen und Erhöhung der Reisegeschwindigkeit sind auch für den Eisenbahnverkehr wirksame Werbemittel. Von diesen Erwägungen ging auch die Bentheimer Eisenbahn aus, als sie vor 2 Jahren zur Erneuerung ihres Wagenparks schritt und gleichzeitig nach Durchführung der Erneuerung des Oberbaus ihrem Personenzugfahrplan die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h zugrunde legte.

Die ersten Personenwagen wurden bestellt

Für den in Betracht kommenden Verkehr dachte man von Anfang an nur an großräumige Wagen modernster Bauart; man entschloss sich deshalb zur Beschaffung von vierachsigen Wagen mit Drehgestellen. Einerseits sollte den Fahrgästen das Reisen so angenehm wie möglich gemacht werden, andrerseits schont ein Drehgestellwagen infolge seiner guten Bogenläufigkeit und der mehrfach abgefederten Massen die Gleisanlagen erheblich im Vergleich zu einem großräumigen Zweiachser mit langem Radstand und einfacher Abfederung. Bereits Anfang des Jahres 1928 wurden daher 2 solche Personenwagen 2./3. Klasse und ein Post-/Gepäckwagen in Bestellung gegeben. Diese mit den Betriebsnummern 201, 202 und 101 versehenen Wagen bewährten sich seit ihrer Inbetriebnahme im August 1928 so, dass sich die Verwaltung alsbald entschloss, abermals die gleichen Wagentypen in derselben Anzahl zu beschaffen (Wagen 203, 204 und 102). Erfahrungen, die man an den zuerst gelieferten Fahrzeugen im Betriebe inzwischen sammeln konnte, sollten bei den nachbestellten Wagen verwertet werden. Alle 6 Wagen wurden von der Waggonfabrik Wismar der Eisenbahnverkehrsmittel AG Berlin gebaut.

Die Aufgabe, trotz der Verwendung von Drehgestellen ein leichtes Fahrzeug zu erhalten, ist dem Lieferwerk gelungen; das Gewicht, bezogen auf einen Sitzplatz, beträgt nur 540 kg. Im Hinblick darauf, dass die Wagen 2 Klassen haben und mit knapp 16 m Länge über Kopfstücke für einen Vierachser kurz sind, ist diese Zahl bemerkenswert niedrig. Sie war bei den ersten beiden Personenwagen mit 488 kg noch niedriger. Die geringe Erhöhung des Gewichtes der zweiten Bauserie ist hervorgerufen durch eine andere Einteilung der 2. Klasse sowie durch schwerere Ausstattung, Wasserspülung, Ausgleichpuffer, Fensterlüftungsklappen usw.

Auch die Reichsbahn hatte Interesse an diesem Wagentyp

Auch die Reichsbahn nahm Interesse an dem Wagentyp, weil man auch dort mit dem Plan umgeht, leichte vierachsige Personenwagen in Dienst zu stellen. Mit Wagen 201 der Bentheimer Eisenbahn wurde im Sommer 1928, in Verbindung mit dem Versuchsamt für Wagen der Reichsbahn, eine Probefahrt von Berlin nach Nordhausen unternommen, bei der der Lauf des Wagens durch Registrierapparate geprüft wurde. Es ergab sich dabei, dass der Wagen, obwohl als letzter im Zuge, ruhig und einwandfrei lief, selbst bei Geschwindigkeiten bis nahe an 100 km/h. Dieses Ergebnis ist besonders im Hinblick auf den kleinen Drehgestellabstand und das leichte Wagengewicht recht beachtlich.

Die technischen Daten der Personenwagen

Typenschild des Personenwagens 202 des Graf MECDie wichtigsten Daten der Personenwagen sind:

Laufkeisdurchmesser

1.000 mm

Länge über Kopfstücke

15.600 mm

Drehzapfenabstand

10.500 mm

Drehgestellradstand

2.600 mm

Äußere Kastenbreite

2.975 mm

Lichte Breite 3. Klasse

2.840 mm

Abteillänge 3. Klasse

1.550 mm

Abteillänge 2. Klasse

1.980 mm

Seitengangbreite 2. Klasse

750 mm

Sitzplätze 3. Klasse

50

Sitzplätze 2. Klasse

12

Gewicht leer

33.490 kg

Der Wagenkasten ist in eiserner Bauart ausgeführt. Auch die äußere Dachhaut besteht aus Blech (1,5 mm stark) und ist mit Siegeln vernietet. Dieses gewölbte Blechdach übt auf die Festigkeit des Wagenkastens einen außerordentlich günstigen Einfluss aus. Bei der verhältnismäßig kleinen Länge und dem gewählten Drehzapfenabstand war das Einziehen des Daches an den Enden nicht erforderlich. Eingestiegen wird an den Enden über geschlossene Plattformen, die durch nach außen schlagende Drehtüren zugänglich sind; in den Plattformstirnwänden befinden sich einflügelige nach innen schlagende Drehtüren, die einen Übergang für das Bahnpersonal zwischen den einzelnen Wagen ermöglichen.

Die Zugvorrichtung

Die Zugvorrichtung ist durchgehend und überträgt ihre Kräfte an jedem Hauptquerträger über eine Blattspiralfeder von 10 t größter Zugkraft auf das Untergestell. Die an den Kopfstücken sitzenden Hülsenpuffer sind je durch einen Hebelausgleich untereinander verbunden, damit der Wagen in Krümmungen keine übergroßen Druckbeanspruchungen erleidet.

Der Wagenkasten

Der Wagenkasten lagert an seinen beiden Hauptquerträgern in Kugeldrehpfannen auf den Drehgestellen; Oberteil und Unterteil der Drehpfannen sind gegen Herausspringen durch einen Bolzen gesichert. Die Wiege der Drehgestelle hängt an je 4 parallel liegenden Pendeln „Othegraven“ innerhalb der Drehgestellhauptquerträger.

Federung des Wagenkastens

Drehgestelle der Wismarer PersonenwagenDie Abfederung des Wagenkastens ist eine dreifache:

1. In der Wiege durch jederseits drei nebeneinanderliegende Doppelblattfedern

2. An den Drehgestellwangen durch Schraubenfedern (Kruppscher Spezialstahl) gegenüber den Enden der Achslagerblattfedern. Die Federn hängen an Bolzen mit Gewinde und Mutter, durch die der Pufferstand des Wagens reguliert werden kann.

3. Durch die auf den Achslagergehäusen sitzenden Blattfedern

Die Bremse

Die Abbremsung wirkt auf jede Achse doppelseitig durch zweiteilige Bremsklötze. Die Radsätze laufen in Achslagern „Isothermos“, um Schmierung und Bedienung der Achslager möglichst einzuschränken. Die Achslagergehäuse haben doppelseitige Führungen.

Die Bremsen werden durch einen Knorr-Einkammer-Druckluftbremsapparat mit 12’’ Zylinderdurchmesser betätigt, wodurch maximal 81% des Gewichtes bei leerem Wagen abgebremst werden. Der Bremszylinder sitzt am Wagenuntergestell. Da bei der Bentheimer Eisenbahn im Allgemeinen verhältnismäßig leichte Personenzüge gefahren werden, konnte man mit einer Einkammerbremse auskommen, was mit Rücksicht auf das geringere Gewicht von Zylinder und Gestänge und die einfachere Unterhaltung zu begrüßen ist.

Um die Bremse auch von Hand anziehen zu können, ist in der Plattformstirnwand auf der Seite der 3. Klasse eine senkrechte Schraubenspindel angebracht, die durch ein den Durchgang nicht hinderndes Handrad geschützter Bauart über ein Kegelrädervorgelege betätigt werden kann. Der Verschleiß der Bremsklötze wird durch einen Gestängesteller „Schweden“ selbsttätig ausgeglichen.

Die Innenausstattung

Die dritte Klasse im Personenwagen 203 Die größere Hälfte des Wagens wird von den Abteilen der dritten Klasse eingenommen. Insgesamt sind 5 Abteile mit Mittelgang mit je 10 Sitzen vorhanden. Drei davon, und zwar die zunächst der Eingangstür liegenden, sind für Raucher bestimmt, die nach der Wagenmitte zu gelegenen beiden Abteile für Nichtraucher. Beide Räume sind durch eine durchgehende Wand mit Drehtür voneinander getrennt. In der 3. Klasse liegen Lattensitze vor, die mit ihrer modernen Form einen bequemen Sitz auch während längerer Fahrtdauer bieten. Die Innendecke besteht aus Sperrplatten und ist weiß lackiert. Der übrige Innenanstrich in der 3. Klasse besteht an den Seiten und an den Zwischenwänden aus einer eichenholzartigen Maserung. Die Sitzlatten und das Leistenwerk sind in Esche naturlackiert gehalten.

Die Fallfenster, in der 3. Klasse 800, in der 2. Klasse 1000 mm breit, sind mit Scherenausgleich Pintsch11 ausgerüstet. Über den Fenstern befinden sich Lüftungsklappen wie bei D-Zugwagen. Da durch Verwendung von Scherenausgleich für die Fenster der Druckrahmen wegfällt, ist eine einfache und gefällige Ausbildung der Fensterumrahmung, auch in Bezug auf die Führung für den Rollvorhang möglich.

Zur Lüftung dienen außer den schon erwähnten Klappen über den Fenstern Flettnersauger im Wagendach. Nach dem Innern zu sind die Sauger durch Entlüftungsregler Bauart Pintsch abgedeckt. An die 3. Klasse schließt sich zunächst ein für diese bestimmtes Abort an. Sodann gelangt man durch eine Drehtür in den Seitengang der 2. Klasse und durch diesen hindurch in einen Vorraum, an dem der für die 2. Klasse bestimmte Abort liegt. Die eigentliche Einstiegsplattform ist von dem soeben genannten Vorraum durch eine in einer Tasche geführte, verschließbare Schiebetür getrennt. Eine gleiche Schiebetür befindet sich auch zwischen den Abteilen 3. Klasse und der Einstiegplattform am anderen Wagenende.

Die Sitzplätze

Detailansicht des zweite Klasse AbteilsDie beiden Abteile der 2. Klasse enthalten je 6 Sitzplätze. Die einzelnen Sitze, durch klappbare Armlehnen voneinander getrennt, bestehen je aus einem Sitzkissen, welches mit Hasensprungfedern abgefedert ist und auf einer mit Knippenbergfederung ausgerüsteten Unterlage ruht. Der Bezug besteht aus rot-schwarz-getigertem Plüsch. Die Unterseite der Kissen ist mit passendem Rindleder bezogen.

Unter den Fenstern befinden sich Konsolen, welche versenkte Aschenbecher mit Deckel enthalten. In der Mitte zwischen diesen sitzt der Betätigungsgriff für die Dampfheizung, außerdem sitzen daran 2 Klapptische.

Die Oberflächen der Konsole und Tische sind mit grünem Linoleum belegt. Nach dem Seitengang zu sind die Abteile durch eine Wand mit Schiebetür getrennt, deren Fenster ebenfalls mit Rollvorhängen versehen sind. Die Seitenwände der 2.Klasse haben eine Pergamoidtapete mit modernem Muster erhalten, die den Räumen ein freundliches Aussehen gibt. Die Decke ist ebenfalls tapeziert, und zwar mit einem elfenbeinfarbigen Pergamoid. Die Lüftung über den Fenstern und in der Decke ist die gleiche wie bei der 3.Klasse. Die Holzausstattung in der 2. Klasse ist in Mahagoni poliert ausgeführt. Die Wand unterhalb der Fensterbrüstung ist mit dem Sitzplüsch bespannt.

Die Heizungskanäle in den Abteilen und im Seitengang sowie die Wand unterhalb der Brüstung in letzterem sind mit grünem Linoleum bekleidet.

Aborte (Toiletten)

Die Aborte sind, wie bei den neuesten Reichsbahn-D-Zugwagen, neuzeitlich eingerichtet. Der vorhandene Zapfhahn gestattet immer nur die Entnahme einer bestimmten Wassermenge, wodurch eine erhebliche Wassereinsparung erzielt wird. Die Entlüftung geschieht durch die Abfallrohre hindurch; zu diesem Zweck tragen diese an ihrem unteren Ende Trichterklappen, vermittels derer durch den Fahrtwind im Abfallrohre eine Luftleere erzeugt und die Luft abgesaugt wird.

Sonstige Einrichtungen

Sämtliche Beschlagteile der 2. Klasse - Aschenbecher, Beleuchtungskörper, Lüftungsregler, Schilder usw. - bestehen aus hochglanzpoliertem Rotguss oder Messing. In der zweiten Klasse bestehen auch die Gepäcknetz- und Schirmnetzkonsolen aus poliertem Rotguss.

In den Aborten sind sämtliche Beschläge vernickelt bzw. verchromt ausgeführt.

Elektrische Anlage

Die elektrische Beleuchtung wird durch einen an einem Drehgestell aufgehängten und von einer Achse durch Balatariemen angetriebenen Dynamo der G.E.Z .''Rosenberg'' mit Strom versorgt . Die Maschine arbeitet auf eine Batterie (Typ III GO 50) mit einer Leistungsfähigkeit von 111 Ah.

Zur Beleuchtung selbst dient in den Abteilen der 3.Klasse je eine 25 W-Opal-Lampe, die jeweils in der Mitte in einem Beleuchtungskörper mit Glasglocke sitzt. In der 2. Klasse sind je 2 Lampen von 25 W je Abteil vorhanden, die in einem zweiarmigen Beleuchtungskörper mit Glasglocken untergebracht sind.

Die Reglerapparate und die Schalttafel befinden sich in einem Schrank, der in einem Vorraum zum Abort der 3. Klasse untergebracht ist. Dieser ist so gebaut, dass er nicht auffällt. Damit auch etwa mitgeführte weitere Wagen mit elektrischer Beleuchtung ohne eigene Kraftquelle mit Strom versehen werden können, ist eine besondere Verbindungsleitung angeordnet, die an beiden Wagenenden in Steckdosen endet.

Weitere Ausstattung

Als Heizungsanlage ist die Dampfumlauf-Heizung „Pintsch“ verwendet worden. Alle Leitungen für die Beleuchtung sowie der Notbremszug sind verdeckt unter Leisten verlegt, aber leicht zugänglich. Der Fußboden des Wagens ist doppelt, um Geräusche fernzuhalten und gegen Kälte zu isolieren. Er ist in der dritten Klasse mit braunem, in der 2. Klasse mit grünem Linoleum belegt.

Die Unterschiede zwischen Personenwagen und Post- und Gepäckwagen

Der Post- und Gepäckwagen hat die gleiche Länge wie die Personenwagen und entspricht ihnen im Untergestell, der Bremse, der Zug­ und Stoßvorrichtung, Lichtquelle usw. bis auf die durch die bauartbedingte Änderung.

Der Wagen hat an einem Ende eine geschlossene Plattform mit Übergangseinrichtung wie die Personenwagen. Hieran schließt sich, durch eine verschließbare Tür getrennt, das Zugführerabteil mit Schreibpult, Sitz, Fächern und Kleiderschrank an. Von der Plattform unmittelbar zugänglich ist der Abort.

Inneneinrichtung des Post- und Packwagens

Der Packraum des Wismarer Post- und Packwagens 101Vom Zugführerabteil gelangt man durch eine weitere Schiebetür in den Packraum. Dieser hat beiderseits 2 Schiebetüren, die auf Dowald-Kugelrollen laufen und mit einer Sicherung gegen selbsttätiges Zuschlagen der Türen versehen sind.

Der anschließende Postraum ist von jeder Wagenseite durch Doppelflügeltüren zugänglich. An der Wand zum Packraum hin sind ein Sortiertisch und Brieffächer angebracht. An der gegenüberliegenden Wand - der Stirnwand des Wagens - befinden sich Packbretter. An diesem Wagenende ist also kein Übergang vorgesehen.

Der Fußboden ist im Zugführer- und Postabteil doppelt, im Packraum einfach. Im Postraum ist er mit Linoleum auf Filz abgedeckt. Die Decke ist innen durchweg wegen des Außendaches aus Blech mit Stäben aus Kiefernholz verschalt und weiß gestrichen. Im Zugführerabteil und im Postraum ist je ein Fettnerlüfter mit Regler vorhanden. Der Packraum weist ebenfalls zwei Fettnerlüfter auf, die jedoch im Innern durch gelochte Bleche abgedeckt sind und somit immer wirksam sind.

Außenansicht

Der Außenanstrich aller Wagen ist grün; das Dach hat außen einen Anstrich mit einer silbergrauen Aluminiumlackfarbe erhalten.

Heutiger Zustand der Wagen 201, 202 und 101

Wenn man sich die heute wieder in der Grafschaft versammelten Wagen 201, 202 und 101 ansieht, stellt man zum Teil erhebliche Veränderungen gegenüber der obigen Beschreibung fest, denn ab 1958 wurden alle Wagen umgebaut. Doch schon zuvor, nämlich von 1951 bis 1964, wurden die Personenwagen als durchgehende Kurswagen Neuenhaus - Hannover (zeitweilig auch bis Helmstedt) in DB-Eilzügen mitgeführt, und dies bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h! Doch zurück zum Umbau, von dem lediglich der Wagen 203 nicht betroffen war, der nach einem Brand im Jahre 1963 ausgemustert wurde.

Der Wagen 201

Die dritte Klasse im Personenwagen 201 vor dem Umbau zum Salonwagen

Im Wagen 201 wurden die 2. Klasse-Abteile sowie das dazugehörige Abort entfernt. Aus der 2. Klasse-Wagenhälfte entstand ein Großraum in dem 11 Holzsitzbänke Platz fanden. Auch in der anderen Wagenhälfte wurde ein Großraum geschaffen, indem alle Trennwände mit den daran befestigten Gepäcknetzen beseitigt wurden. Über den Fenstern wurde eine seitliche Gepäckablage geschaffen. Alle Fenster wurden gegen einfachere ohne Lüftungsklappen ausgetauscht. Die ehemalige 2. Klasse-Wagenhälfte erhielt dabei ebenso schmale Fenster wie die andere Wagenhälfte, wodurch auch die Außenwand des Wagens den neuen Fensterbreiten angepasst werden musste. Das Blechdach wich einem Dach aus Teerpappe (später Kunststoff-Folie ).

Das verbliebene Abort wurde seines Waschbeckens und der Wasserspülung beraubt. Der Umbau war am 30. Mai 1958 abgeschlossen. Mitte der 60er-Jahre wurde schließlich auch die Dampfheizung ausgebaut und durch eine Webasto-Ölheizung ersetzt. Dieser Umbau war nötig, da zu diesem Zeitpunkt kaum noch Dampfloks im Reisezugdienst eingesetzt wurden und nur 2 Dieselloks der BE über eine Zugheizanlage verfügten.

Der Wagen 202

Neun Jahre nach dem Wagen 201 wurde auch der Wagen 202 umgebaut und nach einer vierjährigen Abstellzeit im Jahre 1967 wieder in Betrieb genommen. Der Umbau erfolgte ähnlich wie beim Wagen 201, nur wurden bei ihm auch die Holzsitze gegen Kunststoffsitze, die Holzdecke gegen eine Kunststoffdecke sowie die Glühlampen gegen Neonlampen getauscht. Entsprechend wurde auch der Wagen 204 hergerichtet, der allerdings moderne Überfallfenster erhielt.

Nach Einstellung des Personenverkehrs wurden nur noch der Wagen 201 benötigt

Der Personnwagen 201, so wie er heute aussiehtNach der Einstellung des Personenverkehrs bei der BE im Jahr 1974 verblieb nur der Wagen 201 als einziger Personenwagen bei der Bahn. Die Wagen 202 und 204 sowie der Packwagen 101 wurden an die niederländische Museumsbahn „Stichting Museum Buurtspoorweg (MBS)“, seinerzeit in Enschede, heute in Haaksbergen, verkauft, die sie an die Museumsbahn „Veluwsche Stoomtrein Maatschappijin (VSM) in Beekbergen weiterveräußerte. Am 4. Februar 1976 traten die Wagen die Reise von Neuenhaus nach Apeldoorn an. Während der Wagen 204 dort zum Speisewagen ausgebaut wurde, blieben die anderen Wagen abgestellt. Der Graf MEC bemühte sich, diese Wagen nach Nordhorn zurückzuholen, was ihm 1979 auch gelang. Der Wagen 202 ging bereits 1979 nach einer Hauptuntersuchung wieder in Dienst, nun allerdings in Sonderzügen.

Aus dem Post-/Packwagen 101 entstand durch vollständigen Umbau ein Gesellschaftswagen. Der Wagen 201 schließlich erhielt im Jahre 1975 im ehemaligen 3. Klasse-Bereich nach Ausbau zweier Bankreihen eine Theke und im 2.Klasse-Bereich eine Tanzfläche.

Der Wagen 202 befand sich bis 2014 im Umbauzustand von 1967. Im Rahmen seiner Aufarbeitung durch Mitglieder des Graf MEC erhält er wieder 3. Klasse Holzbänke.

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Quellen

Quelle: Artikel von Oberinspektor W. Wilmsmeyer, Bad Bentheim erschienen 1930 in der Zeitschrift "Verkehrstechnik".
Fotos: Lüpke Heier, Roland Hertwig, Wismarer Waggonfabrik (wir danken den Wismarer Eisenbahnfreunden für ihre Unterstützung), Graf MEC Archiv

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