Eine Drehscheibe für den Grafschafter Museumszug

Eine historische Drehscheibe soll umziehen.

Die historische Drehscheibe vor dem Lokschuppen in Neuenhaus

Diese historische Lokomotivdrehscheibe aus dem ehemaligen Bahnbetriebswerk Neuenhaus soll vor der neue Fahrzeughalle des Grafschafter Museumszugs am Klukkerthafen in Nordhorn voll funktionsfähig wieder aufgebaut werden.

Einleitung

Der Grafschafter Modell- und Eisenbahn-Club e.V. (kurz: Graf MEC) konnte in der Zeit von 1999 bis 2014 das historische Bahnbetriebswerk Neuenhaus für die Restaurierung und die Wartung des Grafschafter Museumszugs nutzen.

Nachdem an den alten Gebäuden aus der Mitte der 1920er Jahre starke Bauschäden festgestellt wurden, mussten die Gebäude aufgegeben werden. Die Bemühungen, die für die Restaurierung erforderlichen Gelder zu bekommen führten zu keinem Erfolg.

Die Mitglieder des Graf MEC, die sich dem Erhalt der historischen Eisenbahntechnik in der Grafschaft Bentheim verschrieben haben, sicherten unter anderem die alten Maschinen der Lokomotivwerkstatt, den mit den Jahren gewachsenen Ersatzteilfundus für alte Eisenbahnfahrzeuge und die historische Lokomotivdrehscheibe, die über eine sehr lange Zeit ihre Dienste vor dem Ringlokschuppen des Bahnbetreibswerks versah.

Durch Förderung und mit Unterstützung durch die Bentheimer Eisenbahn AG, dem Landkreis Grafschaft Bentheim, der Stadt Nordhorn, der Stadt Neuenhaus, der Firmengruppe Neuenhauser und der Sparkassenstiftung Grafschaft Bentheim baut der Graf MEC in einem ersten Bauabschnitt mit starken persönlichen Einsatz von Mitgliedern in Nordhorn am Klukkerthafen eine zweiständige Fahrzeughalle für den Grafschafter Museumszug. Hier sollen auch die alten Maschinen der Lokomotivwerkstatt wieder funktionsbereit aufgebaut und präsentiert werden.

Die neue Fahrzeug- und Ausstellungshalle im historischen Ambiente eines alten Lokschuppens wird als Start und Ziel für Sonderfahrten mit dem Grafschafter Museumszug dienen. Die Halle wird für interessierte Besucher von nah und fern geöffnet.

Der Standort Klukkerthafen besitzt ein hohes touristisches Potential. Hier sollen insbesondere die Verbindung von Schiene mit dem Wasser zusammen mit anderen Vereinen, wie zum Beispiel dem Graf Ship, zu einem touristischen Schwerpunkt für Nordhorn und die Grafschaft Bentheim entwickelt werden.

Die neue Ausstellungs- und Fahrzeughalle ist in nicht allzu ferner Zukunft soweit fertiggestellt, dass der Grafschafter Museumszug darin untergebracht werden kann. Damit wird der erste Bauabschnitt abgeschlossen.

Die Mitglieder möchten jetzt mit dem zweiten Bauabschnitt beginnen.

Die Drehscheibe aus Neuenhaus soll vor der Fahrzeughalle voll funktionsfähig wieder eingebaut werden.

Die Geschichte

Anfang der 1920er Jahre hatte sich die damalige Bentheimer Kreisbahn so stark entwickelt, dass notwendig wurde, mehr eine zentrale Werkstatt mit Unterstellmöglichkeiten für die Dampflokomotiven zu bauen. Nach einigen Diskussionen entschied man sich unter der Leitung von Regierungsbaumeister Karl Oppermann, der 1921 Direktor der Bentheimer Kreisbahn wurde, das Bahnbetriebswerk in Neuenhaus auszubauen.

Neben der Lokomotiv- und Fahrzeugwerkstatt wurde ein Ringlokschuppen mit davor gelagerter Drehscheibe gebaut. Mit der Form eines Kreissegments bietet ein Ringlokschuppen bei kleinstem Platzbedarf optimale Abstellmöglichkeiten für Lokomotiven. Damit die Lokomotiven in ihre Stände einfahren können, ist eine Drehscheibe erforderlich, die die Fahrzeuge so dreht, dass sie in den jeweils zugewiesenen Stand einfahren kann.

1924 wurde das Bahnbetriebswerk Neuenhaus fertig gestellt. Im gleichen Jahr benannte man die Bentheimer Kreisbahn in Bentheimer Eisenbahn um.

Insgesamt hatte die Bentheimer Eisenbahn in ihrer Geschichte drei Drehscheiben. Davon waren eine in Bad Bentheim, eine weitere in Laarwald und die dritte in Neuenhaus, die bis heute erhalten ist.

Drehscheiben waren im Bereich von Privatbahnen etwas Besonderes, denn es gab nicht viele Privatbahnen, die sich eine Drehscheibe mit Ringlokschuppen leisten konnten.

Die Drehscheibe ist ein Relikt aus der guten alten Zeit der Eisenbahn. Sie ist einzigartig in weitem Umkreis.

Ein historisches Bild der Neuenhauser Drehscheibe

Die Drehscheibe im Bahnbetriebswerk Neuenhaus mit Dampflok, die Wasser aufnimmt. Im Hintergrund ein Wismarer Schienenbus (Schweineschnäuzchen) und das Neuenhauser Stellwerk.

Bis Mitte der 1950er Jahre wurde der Eisenbahnverkehr in der Grafschaft Bentheim zu großen Teilen von Dampflokomotiven bewältigt. Der Ringlokschuppen wurde aber auch noch, als die Bentheimer Eisenbahn AG den Betrieb nach und nach auf Diesellokomotiven umstellte, als Lokschuppen genutzt.

Die Neuenhauser Drehscheibe

Es gibt nicht sehr viele Unterlagen und Bilder der Drehscheiben der Bentheimer Eisenbahn AG.

Aus technischen Unterlagen geht hervor, dass die Neuenhauser Drehscheibe in 1952 durch eine etwas kleinere Drehscheibe, die von der Firma Mengele in Mannheim gebaut wurde, ersetzt wurde. Das war notwendig geworden, weil die alte Drehscheibe aus den 1920er Jahren den Belastungen durch die schweren Dampfloks nicht mehr gewachsen war.

Diese Drehscheibe aus 1952 hat dann, bis Mitglieder des Graf MEC sie im Juli 2015 ausbauten, ihren Dienst vor dem Ringlokschuppen versehen.

Der neue Standort

Wir möchten die Neuenhauser Drehscheibe der Bentheimer Eisenbahn AG als technisches Denkmal erhalten und sie voll funktionsfähig vor unserer neuen Ausstellungs- und Fahrzeughalle am Klukkerthafen einbauen.

Sie soll dieselbe Aufgabe übernehmen, die sie auch im historischen Bahnbetriebswerk Neuenhaus hatte. Mit der Drehscheibe soll der den zweiten Stand der Fahrzeughalle erschlossen werden.

Vor der neuen Fahrzeughalle soll die Drehscheibe wieder eingebaut werden.

Die neue Fahrzeughalle für den Grafschafter Museumszug (Stand 04.08.2017). Im Vordergrund liegen bereits die Gleisjoche, die an die Drehscheibe angeschlossen werden sollen.

Neben dieser Funktion kommt der Drehscheibe am Klukkerthafen eine weitere wichtige Aufgabe zu.

Der Lokführer eines Zuges muss während einer Zugfahrt immer vorn sein. In unserem Fall heißt das,  unsere Lokomotive muss in Fahrtrichtung stehen. Wir können von Nordhorn aus Fahrten in Richtung Bad Bentheim oder auch in Richtung Emlichheim/Coevorden anbieten. Das erfordert zurzeit umfangreiche Rangierfahrten. Diese Zeit wird, wenn der SPNV startet nicht mehr in dem Umfang zur Verfügung stehen, wie es heute der Fall ist.

Mit der Drehscheibe haben wir die Möglichkeit den Grafschafter Museumszug optimal für eine Sonderfahrt vor Ort bereit zu stellen, egal ob wir nach Bad Bentheim oder nach Emlichheim fahren.

Das erhöht die Attraktion des Standorts Klukkerthafen weiter.

Der Ausbau der Drehscheibe in Neuenhaus

Gegen Ende 2014 war klar, dass wir das historische Bahnbetriebswerk aufgeben mussten, Alle Bemühungen, die Gelder für den Erhalt zu bekommen waren gescheitert.

Zu dem Zeitpunkt war es noch nicht sicher, dass wir einen neuen Standort für den Grafschafter Museumszug bekommen.

Die Gespräche über einen Umzug an den Klukkerthafen in Nordhorn waren nicht abgeschlossen und die Finanzierung war nicht gesichert.

Trotzdem haben die Mitglieder des Graf MEC die Flinte nicht ins Korn geworfen und alles was an historischen Maschinen und Gerätschaften vorhanden war, erst einmal in vier Schiebewandwagen und zwei Containern gesichert.

Graf MEC Mitglieder bei der Vorbereitung der Drehscheibe für den TransportEs waren häufiger Diskussionen erforderlich, um die beste Lösung zu finden. Die Drehscheibe durfte beim Ausheben nicht beschädigt werden.

Ein großes Anliegen der Mitglieder des Graf MEC war die Drehscheibe zu erhalten, denn verschrotten kann man historische Dinge nur einmal. Dass historische Technik nach wie vor noch große Faszination ausübt, kann man nicht nur bei uns Eisenbahnern sehen, alte Kraftfahrzeuge und Landmaschinen faszinieren viele.

Der Plan war also, wenn wir die Fahrzeug- und Ausstellungshalle in Nordhorn bauen, die Drehscheibe in das Konzept einzubeziehen.

Bevor die Drehscheibe ausgebaut wurde, wurde sie genau vermessen und fotografisch dokumentiert. Alle Daten wurden archiviert, so dass wir jederzeit darauf zugreifen können.

Die Drehscheibe ist bereit zum Transport nach Nordhorn

Das Bild zeigt die Drehscheibe, als sie für den Transport nach Nordhorn vorbereitet war.

Nachdem wir die Drehscheibe so weit vorbereitet hatten, dass sie transportiert werden konnte, hat das Kranunternehmen Küpers Osterwald die Regie für den Transport zum Zentralen Betriebshof der Bentheimer Eisenbahn AG in Nordhorn an der Otto-Hahn-Straße übernommen.

Ein Autokran hebt die Drehscheibe auf einen Schwertransporter

Das Bild zeigt, wie ein Autokran der Firma J+B Küpers die etwas mehr als 18 t schwere Drehscheibe auf einen Schwertransporter hebt.

An einem frühen Sonntagmorgen wurde die Drehscheibe dann nach Nordhorn transportiert.

Die Polizei sperrte die Straßen für den Gegenverkehr, weil der Transport eine große Überbreite hatte.

Mit kleinen Unterbrechungen an Kreisverkehren und Kreuzungen wurde die Drehscheibe in Nordhorn mit einem Kran an der Stelle abgelegt werden, wo sie auf ihre Aufarbeitung wartet.

Die Aufarbeitung

Die Drehscheibe ist von Ihrer Substanz her in Ordnung.

Die Drehscheibe warten auf die Aufarbeitung

Bevor sie eingebaut werden kann, muss sie aber aufgearbeitet werden. Das heißt, dass sie durch Sandstrahlen von Rost und alter Farbe befreit wird. Durch Rostfraß geschwächte Teile müssen ergänzt und beziehungsweise erneuert werden. Auch die Schienenprofile müssen erneuert werden. Der Antrieb und das Getriebe mit dem Motor muss überarbeitet werden. Zum Schluss muss die Drehscheibe mit geeigneter Farbe gegen Rost geschützt werden.

Der neue Standort mit neuen Anforderungen

Leider ist es nicht möglich, die Drehscheibe so wie in Neuenhaus in eine geschotterte Drehscheibengrube zu setzen.

Während die alten Drehscheibe Bestandsschutz hatte, muss am neuen Standort die Drehscheibe in ein Betonfundament eingebaut werden, damit sie den aktuellen statischen Anforderungen gerecht wird.

Der Dank

Dass wir mit unserer alten Drehscheibe überhaupt bis zu diesem Punkt gekommen sind, verdanken wir Herrn Bernd Voshaar von der Firmengruppe Neuenhauser, der uns die Möglichkeit gegeben hat, die historischen Maschinen und die Drehscheibe auszubauen und der Bentheimer Eisenbahn AG unter der Führung von Joachim Berends, der das Projekt Klukkerthafen überhaupt erst möglich gemacht hat und dem Eisenbahnbetriebsleiter der Bentheimer Eisenbahn AG, Hermann Thien, der uns in den technischer Hinsicht mit Rat und Tat zur Seite stand.

Dafür bedanken wir uns recht herzlich.

Unsere Bitte

Das Graf MEC Team

Die Drehscheibe wird unser Angebot für Gäste aus nah und fern noch attraktiver machen. Sie eröffnet uns weitere Möglichkeiten für unsere Sonderfahrten auf der Strecke der Bentheimer Eisenbahn AG.

Sie stärkt unsere Stellung als besondere Museumsbahn. Es gibt europaweit nur wenige Museumsbahnen, die ausschließlich mit den originalen, historischen Lokomotiven und Personenwagen auf ihrer Originalstrecke fahren. Die so generierten Einnahmen ermöglichen es uns die historische Eisenbahntechnik als technisches Denkmal der Grafschaft Bentheim zu erhalten.

Die Mitglieder des Graf MEC bitten Sie, den zweiten Bauabschnitt, die Aufarbeitung und den Einbau der historischen Drehscheibe zu unterstützen. Wir suchen Sponsoren, die uns bei diesem Projekt finanziell und mit technischer Hilfe unterstützt, damit die historsche Drehscheibe an dem neuen Standort den Gästen aus nah und fern in voller Funktion gezeigt werden kann.

 


Fragen zum  Projekt beantwortet Reinhard Bergmann
eMail bergmann@graf-mec.de
Telefon 05941-932319

Bildnachweis: Reinhard Bergmann, Lüpke Heier, RWE Herr Kramer, Graf MEC Archiv

Weitere Informationen

Projekt Klukkerthafen

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