Die Geschichte des Klukkerthafens Nordhorn

von Herbert Raben

Ab dem Jahre 1871 hatte man damit begonnen, durch umfangreiche Kanalbauprojekte die Grafschaft Bentheim zu verkehrlich besser zu erschließen. Angefangen mit dem Ems-Vechte-Kanal wurden der Süd-Nord-Kanal, der Piccardie-Coevorden-Kanal und zuletzt der Nordhorn-Almelo-Kanal gebaut, welcher am 30.06.1904 für den Schiffsverkehr freigegeben wurde. Gleichzeitig hatten damit die Linksemsischen Kanäle, so die Bezeichnung, ihre größte Ausdehnung erhalten.Der Klukkerthafen um 1910

Bild: Das Hafengelände im September 1910. Links die Eisenbahnbrücke über den Kanal, rechts im Hintergrund das Wiegehäuschen der Gleiswaage, der Güterschuppen der Bentheimer Kreisbahn, der fahrbare Ladekran und rechts das Warenlagerhaus von August Klukkert.
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Erst 1903 wurden auf Initiative Nordhorner Bürger und der Textilindustrie konkrete Planungen für den Bau eines Hafens aufgenommen. Favorisiert wurde die Anlage des Hafens in unmittelbarer Nähe des Schienenstranges der Bentheimer Kreisbahn (ab 1924 Bentheimer Eisenbahn).

Die Kreisbahn hatte naturgemäß kein Interesse an dem Hafen, da sie eine Verlagerung der lukrativen Kohlentransporte von der Schiene auf den Kanal befürchtete und Einnahmeeinbußen in Höhe von 10.000,00 Reichsmark pro Jahr errechnete.

Bereits in seiner Sitzung vom 3. Mai 1897 hatte der Kreisausschuss festgestellt: „Der in erfreulichem Aufblühen befindlichen Kreisbahn von Bentheim nach Neuenhaus werden in der nächsten Zeit mehrere Concurrenzen entstehen, welche geeignet sind, einen Theil des Güterverkehrs von der Kreisbahn abzulenken und eine Minderung der Einnahmen herbeizuführen. Diese Concurrenzen sind ….. die Verlängerung des Ems-Vechte-Kanals von Nordhorn bis zur Landesgrenze bei Nordhorn, welche voraussichtlich im Jahre 1900 hergestellt wird ….“

Der Kreissausschuss sprach sich dafür aus, „ das zur möglichen Abschwächung dieser Concurrenzen eine möglichst günstige Verbindung mit dem Kohlenrevier, dem hauptsächlichen Absatz- und Bezugsgebiet der Grafschaft Bentheim angestrebt werden müsse.“

Diese Verbindung wurde schließlich mit der Fertigstellung der Strecke von Bentheim nach Gronau im Jahre 1908 umgesetzt. Dass die Textilindustrie trotzdem ihren enormen Kohlebedarf über den Wasserweg bezog, konnte jedoch nicht verhindert werden.

Historisches Foto von der Einfahrt zum Klukkerthafen

Bild: Historisches Bild von der Eisenbahnbrücke über den Nordhorn-Almelo-Kanal. Im Vordergrund das Lagerhaus im Klukkerthafen, dessen Grundriss heute noch zu sehen ist.
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Am 28. November 1903 wurde vom Regierungspräsidenten die Genehmigung für den Bau des Hafens erteilt. Wenig später wurde auch der Bau des Anschlussgleises genehmigt. Von der Kanalbauverwaltung wurde der Schienenstrang auf etwa einem Kilometer verschwenkt um die erforderliche Kanalbrücke zu bauen. Es wurde eine Stahlbogenbrücke mit 27,795 m Spannweite in unmittelbarer Nähe des Hafens errichtet. Das Hafenbecken wurde in einer Größe von 100 x 25 m angelegt um gleichzeitig vier Schiffen be- und entladen zu können. Ebenfalls von der Kanalbauverwaltung wurde das Planum für die Gleisanlagen hergestellt. Von der Kreisbahn wurden zwei Weichen und 500 m Gleis angelegt. Des Weiteren errichtete man einen Güterschuppen, eine Gleiswaage mit 30 t Tragfähigkeit und einen fahrbaren Drehkran für Handbetrieb mit 8 m Ausladung und 2,5 t Tragfähigkeit.

Am 1. Januar 1905 wurde das Anschlussgleis für den Verkehr freigegeben.

1910 errichtete der Lingener Kaufmann August Klukkert, dessen Vorfahren aus Bimolten stammten, nach den Plänen des Nordhorner Bautechnikers Johannes Baumann ein Warenlagerhaus zum Umschlag von Getreide und Futtermitteln. Von daher stammt auch der Name Klukkerthafen.

Luftbild des Klukkerthafen um 1936

Bild: Im Vordergrund das Hafenbecken. Direkt an der Hafenausfahrt zum Nordhorn-Almelo-Kanal das alte Lagerhaus und im Hintergrund das Fabrikgebäude von Povel, später Norgatex.
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Um 1930 wurde das Warenlagerhaus verkauft. Ob die Bentheimer Eisenbahn als spätere Eigentümerin bereits damals das Objekt gekauft hat, lies sich leider, ebenso wie die nachfolgende Nutzung, nicht mehr feststellen. In den 1950er und 1960er Jahre wurde auf dem Gelände von der Nordhorner Firma Deppe eine Schrotthandlung betrieben.

1984 wurde das zwischenzeitlich zum Wohnhaus umgebaute Warenlagerhaus abgerissen. Auf der schon länger brachliegenden Fläche am Hafenbecken wurden von der Bentheimer Eisenbahn die noch vorhandenen Gleise entfernt und eine fünfgleisige Abstellgruppe errichtet. Für die Abstellgruppe wurde das Material der abgebauten Strecke Achterberg-Gronau verwendet. Seinerzeit bestand bei verschiedenen Waggonvermietungsfirmen stets ein großer Bedarf an Abstellkapazitäten. Sie diente bis zum Jahre 2014 der Abstellung von Güterwagen, die temporär nicht gebraucht wurden.

Ende der 1990er Jahre kam der Gedanke auf Nordhorn als Wasserstadt touristisch zu vermarkten. In diesem Zusammenhang wurde die Idee geboren, das Kanalnetz rund um Nordhorn zu reaktivieren und für den Wassertourismus zu erschließen. Im Rahmen der sogenannten "Kanalvision" wurde der Klukkerthafen großzügig restauriert.

Das Areal rund um den Hafen wurde von Wildwuchs befreit und das Hafenbecken wurde wieder instand gesetzt. Der Hafen erhielt eine Slipanlage, die es Sportbootfahrern möglich macht, ihre Boote zu Wasser zu lassen.

Der Klukkerthafen wurde am 6. Mai 2006 vom damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff wieder eröffnet.

Der Klukkerthafen bei der offiziellen Eröffnung mit dem Graf MEC Museumszug

Bild: Der Klukkerthafen bei der offiziellen Eröffnung am 6. Mai 2006. In Hintergrund der Graf MEC Museumszug, den auch der damalige Ministerpräsident Christian Wulff besuchte. (Graf MEC Archiv)
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Seit über einem Jahr bemüht sich der Graf MEC e.V. im Bereich des Klukkerthafens um den Neubau einer Wagenhalle für die historischen Eisenbahnfahrzeuge die im Besitz des Graf MEC sind. Die Mitglieder des Graf MEC wollen zusammen mit dem Graf SHIP Besuchern von nah und fern zeigen, welche historische Bedeutung der Klukkerhafen für die frühindustrielle Entwicklung von Nordhorn hatte.

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